Die Anfänge.

© Galerie sansmaison | Fotos: Robert Klebenow

Der große Künstler Sen. Francesco Paolo Michetti, dem ich in Francavilla al Mare meine ersten bescheidenen photographischen Arbeiten zeigte, ermutigte mich durch seine Zustimmung in dem schwierigen Unternehmen fortzufahren. Er wollte mich einen Künstler nennen, und auf meinen Einwand, meine Hände hätten nie ein Gemälde hervorgebracht, obwohl ich an der Weimarer Akademie studiert hätte, entgegnete er: “Die Malerei ist eine Kunst, in der man sich als Künstler oder als Stümper erweisen kann; die Photographie dagegen ist ein Handwerk, aber Sie sind dabei ein Künstler.”

Im Hause dieses großen Künstlers, in dem ich mit größter Gastfreundschaft aufgenommen worden war und inmitten eines auserwählten künstlerischen Kreises lebte, dem auch Gabriele d’Annunzino, Matilde Serao, Constantino Barbella angehörten, fand mein Geist reiche Nahrung. Mag sein, dass mich der Einfluss, den ich dort erfuhr, zuweilen unfreiwillig dazu veranlasste, das Genre dieses großen Künstlers nachzuahmen, der seine Heimat in so wunderbarer Weise auf der Leinwand verewigt hat.

Zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Taormina war Gloeden noch Hobbyfotograf und dürfte seine ersten fotografischen Kenntnisse von seinem Vetter Guglielmo Plüschow erworben haben. Plüschow war bereits in Rom als etablierter Fotograf tätig und führte Gloeden dabei sicherlich auch in die Aktfotografie ein.

Mit dieser Kenntnis ausgestattet, der Faszination von der Landschaft, der historischen Umgebung und der Bevölkerung fasziniert, begann Gloeden sehr rasch seine Eindrücke photographisch festzuhalten. Durch dieses Interesse gewann er Kontakt zum ortsansässigen Fotografen Giovanni Crupi, der durch seine Ausrüstung und Erfahrung Gloeden weit voraus war. Diesem intensiven Kontakt verdankt Gloeden viel von seinem fototechnischen Wissen, wodurch auch Crupi oft als „Lehrer“ von Gloeden bezeichnet wird. Sicherlich gab es auch eine Reihe gegenseitiger Beeinflussung was die Auswahl der Motive betraf. So zeigen die frühen Aufnahmen von Crupi beispielsweise griechische Tempelanlagen in Taormina mit fast zufällig wirkenden ortsansässigen Personen als Attribute. Dieses Thema hat Gloeden aufgegriffen, konzentrierte sich aber zunehmend auf die Menschen und ließ die historische Umgebung als romantische Kulisse im Hintergrund verschwinden.

In der heutigen Literatur zu Gloeden geht sein fotografisches Frühwerk über Landschaft und Bevölkerung Siziliens durch das heutige Interesse an seinen Aktfotografien unter, doch haben gerade diese frühen Aufnahmen das internationale Interesse an seinen Arbeiten und an Taormina als Touristenziel geweckt.