© Hansestadt Wismar Stadtgeschichtliches Museum Schabbellhaus
Ausschnitt Porträt Maria Charlotte Fabricius, 1836
(Carl Canow, Öl auf Leinwand, 71,1 x 58,3 cm)
Die gemeinsame Großmutter und der Ursprung ihrer Verwandtschaft
Maria Charlotte Fabricius, spätere Crull und verwitwete Majorin von Glöden, wohnte in einem schmalen Giebelhaus Am Markt Nummer 10 (heute Café und Restaurant Smile) in Wismar vis-a-vis der Wasserkunst aus dem 16. Jahrhundert (im Stil der niederländischen Renaissance). Es ist davon auszugehen, dass ihre beiden Enkel Guglielmo Plüschow und Wilhelm von Gloeden als Kinder regelmäßig bei ihren Großeltern ein- und ausgingen. Guglielmo (damals noch Wilhelm) wohnte mit seinen Eltern und sechs Geschwistern drei Fußminuten entfernt in der Lübsche Straße 19 hinter einer ebenfalls repräsentativen Fassade.
Enkel Wilhelm von Gloeden
aus ihrer 1. Ehe mit dem früh verstorbenen Iwan von Glöden stammt ihr Sohn Herman von Glöden (1820 – 1862), der Vater des Wilhelm von Gloeden. Herman von Glöden wurde 1851 Förster in Völkshagen (heute Volkshagen, bei Marlow östlich von Rostock) und 1856, im Jahr der Geburt seines Sohnes Wilhelm, zum Forstinspektor in Dargun berufen, sodass Wilhelm von Gloeden in Dargun aufgewachsen ist, aber noch am 10. Oktober desselben Jahres seiner Geburt in der Kirche von Blankenhagen, unweit von Völkshagen, getauft wurde.
Enkel Guglielmo Plüschow
aus ihrer 2. Ehe mit Friedrich Wilhelm Heinrich Crull stammt ihre Tochter Charlotte Wilhelmine Crull, die Mutter von Guglielmo Plüschow. Sie heiratete später den Oberforstmeister Friedrich Carl Eduard Plüschow und Vater von Guglielmo, sodass Guglielmo Plüschow in direkter, aber illegitimer Abstammung ein Enkel des mecklenburgischen Erbprinzen Friedrich Ludwig ist. Auch wenn die Familie Plüschow keinen Adelstitel trägt, fließt in ihnen das blaue Blut des mecklenburgischen Fürstengeschlechts. Friedrich Carl Eduard Plüschow entstand aus einer Affäre des Erbprinzen mit Charlotte Ahrens aus Wismar.
Guglielmo Plüschow ein illegitimer Nachfahre der Herzöge Mecklenburg-Schwerin.
© mit freundlicher Genehmigung Royal Collection Trust
„Die siamesischen Zwillinge der Fotografiegeschichte“
Gemälde von Mehmet Karaca, 2020(Ausschnitt, Öl auf Leinwand, 80x90cm)
Guglielmo Plüschow entstammt dem mecklenburgischen Fürstengeschlechts, da sein Vater ein illegitimer Sohn des Erbprinzen Friedrich Ludwig zu Mecklenburg-Schwerin aus seiner Affäre mit Charlotte Ahrens aus Wismar ist.
© Hansestadt Wismar Stadtgeschichtliches Museum Schabbellhaus
Ausschnitt Porträt Charlotte Ahrens, 1836
(Carl Canow, Öl auf Leinwand, 71,1 x 58,3 cm)
Friedrich Carl Eduard Plüschow wurde 1808 als uneheliches Kind des Herzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin (1778-1819), Sohn des Großherzogs Friedrich Franz I. und Luise Charlotte Ahrens, geboren und erhielt den Namen Plüschow, vermutlich nach dem Gut Plüschow, welches Friedrich Ludwig 1802 erworben hatte. Friedrich Carl Eduard Plüschow (1808-1879) stand in Diensten am Hofe des Großherzogs Friedrich II. von Mecklenburg-Schwerin, wo er eine gesellschaftlich geachtete Stellung einnahm und es zu Lebzeiten zu beträchtlichem Vermögen brachte. Er war verheiratet mit Charlotte Wilhelmine Crull (1831-892) und unterhielt in Wismar ein großherrschaftlich geführtes Haus (Lübsche Straße in Wismar) und verkehrte unabhängig von seiner beruflichen Tätigkeit regelmäßig am großherzoglichen Hof. Dieser Ehe entstammten sieben Kinder:
Wilhelm (Guglielmo) Plüschow (1852-1930)
Luise Plüschow (1853-1942)
Eduard Plüschow (1855-1910, Vater von Gunther Plüschow (1886-1931) Anna Plüschow (1856-1917)
Charlotte Plüschow (1857-1908)
Emma Plüschow (1858-1945)
Carl Plüschow (1863-1949)
© mit freundlicher Genehmigung Landeshauptarchiv Schwerin
Volkszählung Wismar vom 3. Dezember 1867
(Best. 5.12-3/20 S tatistisches Landesamt (1851-1945))
© mit freundlicher Genehmigung Royal Collection Trust
Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin
Friedrich Franz III. zu Mecklenburg-Schwerin, ein enger Vertrauter Wilhelm von Gloedens
Wilhelm von Gloeden gilt als ein enger Freund des Fürsten und als Verbündeter durch die geteilte homosexuelle Neigung und das gemeinsam Lungenleiden, was sie aufgrund des milden Klimas zum ständigen Aufenthalt im Süden hielt. Friedrich Franz galt den Mecklenburgern als der „Ferne Prinz“, welcher höchstens in den Sommermonaten aus Palermo oder Cannes nach Mecklenburg reiste, um die nötigsten Geschäfte zu erledigen und sich die meiste Zeit in seinem Jagdschloss Gelbensande in der Rostocker Heide zurückzuziehen. Das Jagdschloss, das Friedrich Franz III. nur knapp 9 Kilometer von dem Geburtstort Wilhelm von Gloedens errichten ließ. Es lässt eine tiefe Verbundenheit erahnen.
Friedrich Franz und Wilhelm waren Spielkammeraden aus Kindertagen, da Wilhelms Vater, Hermann von Glöden, als Forstmeister in den Diensten von Friedrichs Vater Großherzog Friedrich Franz II. stand. Friedrich Franz III. sammelte die Original-Photographien und kaufte Wilhelm von Gloeden 1895 eine Großformatkamera der Firma Kühn.
Als die Homosexualität des Fürsten Friedrich Franz III. öffentlich zu werden drohte, stürtze sich dieser am Abend des 10. April 1897 von der Veranda seiner Villa in Cannes in den Freitod. Offiziell hießt es, der Fürst hätte aufgrund seines Lungenleidens nach Luft ringend das Freie auf seiner Terrasse gesucht und wäre von dort in die Tiefe gestürzt.
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Erst seit 2 1/2 Jahren besitze ich, als gütiges Geschenk meines hohen Gönners, den unvergesslichen, hochseligen Großherzog Friedrich Fanz von Mecklenburg-Schwerin, der sich für meine Tätigkeit besonders interessierte und einen großen Teil meiner Arbeiten besass, einen Apparat 30×40 von der Firma Kühn in Berlin, mit einem Zeiss-Objektiv 3a,10.
Wilhelm Von Gloeden am Freitag, 21. Oktober 1898, 7 1/2 Uhr abends bei der Hauptversammlung der „Freien Photographischen V ereinigung zu Berlin“ unter dem Vorsitzenden Geh. M edizinalrat Prof. Dr. G. Fritsch
Guglielmo Plüschow erhält als Kind Zeichenunterricht bei dem Wismarer Maler Carl Canow.
Mit zwei seiner Brüder erhielt Guglielmo Plüschow Zeichenunterricht bei dem ortsansässigen Maler Carl Canow. Ob ihn diese Bilder schon in Kindertagen für seine späteren Fotografien inspirierten?
© Galerie sansmaison | Foto: Robert Klebenow