Teatro Greco. – sansmaison

Historische Postkarten des Teatro Greco in Taormina mit dem Etna im H intergrund, fotografiert von G. Crupi, oben links eigenhändig signiert von Wilhelm von Gloeden

Das Griechische Theater in Taormina wird von einem deutschen Regisseur symbolisch geprägt: Wilhelm von Gloeden. Während in seiner Heimat, in Deutschland, die Schornsteine der Fabriken in der Zeit der Hochindustrialisierung dampfen und die Luft der Städte verschmutzen, ist es in Taormina der natürliche Vulkan Etna, der seine Gase zum Himmel aufsteigen lässt und und das malerische Ambiente der Stadt prägt.

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Setzt man sich nun dahin, wo ehmals die obersten Zuschauer saßen, so muß man gestehen, daß wohl nie ein Publikum im Theater solche Gegenstände vor sich gehabt. Rechts zur Seite auf höheren Felsen erheben sich Kastelle, weiter unten liegt die Stadt, und obschon diese Baulichkeiten aus neueren Zeiten sind, so standen doch vor alters wohl eben dergleichen auf derselben Stelle. Nun sieht man an dem ganzen langen Gebirgsrücken des Ätna hin, links das Meerufer bis nach Catania, ja Syrakus; dann schließt der ungeheure, dampfende Feuerberg das weite, breite Bild, aber nicht schrecklich, denn die mildernde Atmosphäre zeigt ihn entfernter und sanfter, als er ist.

Johann Wolfgang von Goethe (aus: Italienische Reise, Taormina, Montag, den 7. Mai 1787)

Wilhelm von Gloeden machte das Antike Theater Taormina zum Mittelpunkt seiner Arbeiten, fantasierte sich hieraus eine antike Welt, die er für seine Fotografien zu Leben erweckte. Seine Theaterstücke fanden ihre Aufführung durch die Kamera, mittels welcher er die Bewohner:innen aus Taormina zu Statisten inszeniert inklusive Kostümierung, Staffage, Pose und Körperschminke. Er fand sein Vorbild in den Tableau Vivants, indem er die Darstellung von Werken der Malerei und Plastik durch lebende Personen nachstellt.

Auch schlüpft von Gloeden eigens in eine verkleidete Rolle auf seinen Fotografien oder vor der Linse befreundeter Fotografen. Von Gloeden liebte die Schauspielerei, jedoch wurde ihm dieser Berufswunsch durch sein Lungenleiden versagt, sodass er Regisseur eines ganzen Ortes wurde mit gelegentlichem Cameoauftritt. Immer wieder entdeckt man rein zufällig sein eigenes Kontferei in den verschiedensten Fotografien und auf Postkarten seiner Zeit. In seinen Selbstportraits stilisiert er sich gerne als Nazarener.

Isola Bella

Wilhelm von Gloeden
(aus: Photographische Rundschau XIII, Bd. 6, H eft 1 Juni 1899, Wilhelm von Gloeden, S eite 3-6)

Neben dem Griechischen Theater war es vor allem eine Insel, der Wilhelm von Gloeden seine Liebe schenkte. Es blieb sein unerfüllter Traum, diese Insel zu erwerben und sie als Insel des Glückseligen zu bewohnen. Dennoch trägt die zauberhafte Insel bis heute offiziell den Namen, den Wilhelm von Gloeden ihr einst gab: Isola Bella.

Historische Postkarten des Teatro Greco in Taormina mit dem Etna im H intergrund, fotografiert von G. Crupi, oben links eigenhändig signiert von Wilhelm von Gloeden

Historische Postkarten um 1900, die Wilhelm von Gloeden (rechts mit H ut) in einem seiner Cameoauftritte zeigt, hier gemeinsam mit dem Pastor aus Cartina in der Strada S. Pancrazio (heute eine befahrene S traße) in Taormina, fotografiert von dem befreundeten und ebenfalls ortsansässigen Fotografen Gio. Crupi.

William Logsdail (1859-1944)
An Italian village overlooking the sea signed ‚W Logsdail‘ (lower left) oil on board 10 x 14 in. (25.4 x 35.5 cm.)

Cameoauftritt

Wilhelm von Gloeden (Heckschnabel), Robert H. Kitson (Mittschiffs), Zuschreibung

Robert H. Kitson war ein Künstlerfreund Wilhelm von Gloedens, welcher sich als schwuler Mann 1899 in Taormina niederließ und sich und seinen Gästen eine Villa erbaute. Bevor er sich dauerhaft in Taormina niederließ, reiste er ständig nach Venedig. Es ist anzunehmen, dass ihn Wilhelm von Gloeden dort besuchte oder sie gemeinsam in die Wasserstadt reisten, wo diese selbstinszenierte Gondelier-Darstellung im Canal Grande entstand, welche ebenfalls als Postkarte in den verschiedensten Ausführungen mit teils starken künstlerischen Manipulationen großen Absatz bei Touristen fand.

Historische Postkarten des Teatro Greco in Taormina mit dem Etna im H intergrund, fotografiert von G. Crupi, oben links eigenhändig signiert von Wilhelm von Gloeden

Quellennacchweis

1. Jean-Claude Lemagny, Chef der Foto-Abteilung der Pariser Nationalbibliothek über Wilhelm von Gloeden (Der Spiegel, Nr. 34, 29. Jahrgang, 18. August 1975), Seite 85-85
2. Guglielmo Plüschow (1852 – 1930), „Ein Photograph aus Mecklenburg in Italien“ (NWM – Verlag, SCHLOSS PLÜSCHOW MECKLENBURGISCHES KÜNSTLERHAUS), ISBN 3-9804374-0-X
3. WilhelmvonGloeden(KunsthalleBasel1979),15.Julibis9.September1979
4. TextbeiträgezuOttoMeyer-Anden,WilhelmvonGloeden,EliàrvonKupffervonPeterBurri,RenéSchérer,WinfriedRanke,J.-Ch.Ammann(KunsthalleBasel1979)
5. SEHNSUCHT NACH ARKADIEN (SCHLOSS NEUBEUERN INTERNATSSCHULE FÜR MÄDCHEN UND JUNGEN)
6. TAORMINA: WILHELM VON GLOEDEN, Text Roland Barthes, 1997 Palace Press for Twelvetrees Press, ISBN 0-942642-43-0
7. Meister der Kamera – Wilhelm von Gloeden – Taormina – Schirmer/Mosel, ISBN 3-88814-474-4 (mit einem Text von Ulrich Pohlmann)
8. W. Von Gloeden fecit, Nel 50° anniversario della morte di Von Gloeden, Francesco Gallo, W. Von Gloeden fotografie originali, Chiesa S. Agostino, Biblioteca Comunale, Taormina Sett.-Ott. 1981
9. Italo Mussa, Wilhelm von Gloeden, Ed. Nino Malambri, Palazzo Corvaia – Taormina, Luglio – Agosto 1980
10. Ulrich Pohlmann, Wilhelm von Gloeden – Sehnsucht nach Arkadien, Fotomuseum im Münchener Stadtmuseum, Verlag Dirk Nishen
11. Privat Case Nr. 21, Guglielmo (Wilhelm) Plüschow, Limitierte Buchclubausgabe und Auktionskatalog, H.B. Wilson DMK CO. s.r.o. CZ, 1999, ISBN 3-923642-99-X
12. Kunst und Medien, Materialien zur documenta 6, Horst Wackerbarth (Hrsg.), Stadtzeitung und Verlag, Kassel, 1977, ISBN 3-921768-00-4
13. GeatanoSaglimbeni,IPECCATIEGLIAMORIDITAORMINA,ArmandoSicilianoEditore,2006,ISBN88-7442-320-9
14. Photographische Correspondenz. 1899, WIEN und LEIPZIG, Verlag der Photographischen Correspondenz.
15. Velhagen&KlasingsMonatshefte.,Jahrgang1897/98.,I.Band,BielefeldundLeipzig,VerlagvonVelhagen&Klasing.
16. JOSEPH BEUYS UND ITALIEN, Kerber Art, Kunsthalle Vogelmann, Städtische Museen Heilbronn
17. AnneBaldessari,PicassounddiePhotographie,FotomuseumimMünchenerStadtmuseum,Schirmer/MoselMünchen,ISBN3-88814-876-6(Buchhandelsausgabe)
18. Ekkehard Hieronimus, Wilhelm von Gloeden, Photographie als Beschwörung, Rimbaud, ISBN 978-3-89086-336-8 19. Roger Peyrefitte, Les Amours Singulières, Roman, Flammarion
20. Berühmte Kunststätten Band 49, Bruno Schrader, Die Römische Campagna, mit 123 Abbildungen, Verlag E.A.Seemann / Leipzig
21. LISTE des PHOTOGRAPHIES de Wilhelm von GLOEDEN (1856-1931), Les garçons de Naples, surtout TAORMINA, lieu de ses prises et vue et de son décès. Les photos à la Galerie Au Bonheur du Jour
22. GLOEDEN / PLÜSCHOW / GALDI, Portraits & Travesttissements, Photovintage France, Bruno Tartarin, Chez les libraires associés, Jacques Desse, 2018 23. Die documenta 6 – Abteilung Fotografie, Mireille Murkowski, Studienarbeit, 2007, GRIN Verlag GmbH, ISBN 978-3-640-18158-2
24. 160JahreFotografie/Fotografieaufderdocumenta6,KlausHonnef,1977VerlagKunstforum
25. Der Bildakt, Horst Bredekamp, Neufassung 2015, Verlag Klaus Wagenbach Berlin
26. VorbilderNachbilder,DiefotografischeLehrsammlungderUniversitätderKünsteBerlin,1850-1930,2020,SnoeckKöln,ISBN978-3-86442-305-5
27. Carl Canow (1814-1870) von der entschiedenen Neigung zur Malerei, 2004, Stadtgeschichtliches Museum Wismar, ISBN 3-00-014649-0
28. Friedrich Franz III Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Aus seinem Leben und seinen Briefen., herausgegeben von Dr. Carl Schröder, 1898, Verlag von F. Bahn, Schwerin.
29. WilhelmvonGloedenvonRogerPeyrefitte,Roman,ÉditionsT.G.,31,UreBayen,75017Paris
30. Wilhelm von Gloeden: Interventi di Joseph Beuys, Michelangelo Pistoletti, Andy Warhol : Barthes, Roland und Wilhelm von Gloeden: Auflage, Seconda Edizione amelio editore, Napoli, 1978. 59 Seiten Gr.-8°, Broschur