Wilhelm von Gloeden

© Wilhelm von Gloeden

Das Anwesen des Wilhelm von Gloeden am Piazza San Domenica in Taormina um 1890, es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Ich wurde auf Schloss Volkshagen bei Wismar im Großherzogtum Mecklenburg an der Ostsee geboren. Ich erhielt nur einen Vornamen: den von Guillaume. Mein Vater, ein Offizier und Baron, starb kurz nach meiner Geburt, und meine Mutter, bereits Witwe eines Sieur Raabe, heiratete bald wieder einen anderen Baron namens Hammerstein. Vom ersten Bett an hatte sie nur eine Tochter gehabt – meine liebe Sophie, die Vorsehung meiner sizilianischen Tage und die, ebenso wie ich, ehelos, in meinem Haus lebt. Aus der zweiten Ehe gab es nur mich als Kind; und von der dritten zwei Töchter, von denen die eine, verheiratet, im Kindbett starb und die andere allein in Berlin alt wird. Aus drei Ehen und zwei Baronen wird also nach uns niemand mehr übrig sein. Dass zumindest etwas vom Baron de Gloeden übrig geblieben ist. Mein Studium verlief sehr gut am Gymnasium Wismar, dann an der Universität Rostock. Ich war von Natur aus eher schüchtern, was vielleicht an meiner anfälligen Gesundheit lag. Mein Hausarzt gab mir das Vergnügen, zu glauben, dass ich viel schwächer sei, als ich war. Er erklärte mich für verloren, wenn ich in unseren Provinzen bliebe. Man glaubte, dass ein längerer Aufenthalt in Italien für mich günstig wäre, und mein Schwiegervater, der mit mir nicht einverstanden war, war der erste, der meine Abreise beschleunigte. Kein Projekt hätte mich mehr ansprechen können. Mächtige Motive zogen mich in diese strahlenden Länder. Ich war in Schönheit verliebt und sie waren ihre Heimat. Da ich eine Begabung für die Malerei hatte, träumte ich davon, dort Karriere zu machen, und sie waren die Schule aller Maler.

Bis heute ist das Wilhelm von Gloeden-Gebilde reich an Mythen verziert. Es ist ein Bild aus fehlerhaften Angaben in der Literatur sowie aus Romanen, sowie verschönende Ansagen seiner selbst zur Lebzeiten. Und es ist egal, dass nicht jede Angabe stimmt, denn ist sein ganzes Leben umwoben von einer nicht greifbaren Realität.

© mit freundlicher Genehmigung der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Blankenhagen

Kirchenbucheintrag zur Taufe des Neugeborenen Wilhelm von Gloeden am 10. Oktober 1856 in Blankenhagen